Kurzinfo:
Eine nächtliche Zugfahrt führt den Erzähler durch Schmerz und Zweifel, doch die Erinnerung an Marias Träne entfacht neue Hoffnung auf eine zweite Chance und eine gemeinsame Zukunft.
Der Zug fährt durch die Nacht, sein Ziel ist Nirgendwo, und ich bin der einzige Passagier. Das sanfte Schaukeln des Waggons wiegt mich in eine melancholische Stimmung, während die Dunkelheit draußen die Welt in ein undurchdringliches Schwarz hüllt. Ich sitte am Fenster, meine Stirn lehnt an der kalten Scheibe, und starre in die Ferne, als könnte ich dort Antworten finden. Mit jeder Stunde, die vergeht, entfernt sich der Zug weiter von dir, Maria. Von uns. Der Rhythmus der Räder auf den Schienen – tak-tak-tak – ist wie ein monotoner Herzschlag, der mich an die Vergänglichkeit unserer Liebe erinnert.
Meine Finger umklammern den Rand des Fensters, als könnte ich so die Zeit anhalten, die unerbittlich voranschreitet. Die Kälte des Metalls dringt durch meine dünnen Handschuhe, ein klares, scharfes Gefühl, das mich aus meinen Gedanken reißt. Ich schließe die Augen und lasse die Erinnerungen an uns über mich hereinbrechen. Dein Lächeln, deine Berührungen, die Art, wie du mich ansahst, als wärst du die einzige Person auf der Welt, die mich wirklich sehen könnte. Doch jetzt bin ich hier, allein in diesem Zug, der mich ins Nichts führt.
Der Zug, der noch gestern nicht existierte, trägt mich fort. Es war ein Impuls, ein Fluchtreflex, als du mich gehen ließest. Ich dachte, du glaubst an mich, dass ich dich für immer haben würde. Doch jetzt fährt der Zug weiter, und niemand stellt das Licht von grün auf rot, um ihn aufzuhalten. Niemand außer mir. Aber ich bin gefangen in meinen eigenen Gedanken, in der Angst, dass es zu spät sein könnte.
Ich atme tief ein, der Geruch von altem Holz und Metall erfüllt meine Lungen. Der Zug ist alt, die Polster abgenutzt, die Fenster leicht beschlagen von der Kälte draußen und der Wärme drinnen. Es ist ein Ort der Zwischentöne, ein Ort, an dem man nicht wirklich da ist, aber auch nicht wirklich fort. Genau wie ich. Nicht mehr bei dir, aber auch noch nicht bereit, dich完全 loszulassen.
Meine Gedanken kreisen um die letzte Nacht, um die Worte, die gefallen sind, und die, die unausgesprochen blieben. „Was auch immer mit der anderen war, das ist vorbei“, hatte ich gesagt, aber meine Stimme klang hohl, selbst in meinen eigenen Ohren. Hatte ich es wirklich gemeint? Oder war es nur ein verzweifelter Versuch, dich zu halten? Deine Augen, sonst so warm und voller Vertrauen, waren plötzlich kalt und distant. Und dann diese Träne, die in deinem Blick gefangen war, bevor sie deine Wange hinabrollte.
Ich öffne die Augen und starre wieder in die Dunkelheit. Die Landschaft draußen ist ein verschwommener Schatten, ein endloses Nichts, das mich an die Leere in meiner Brust erinnert. Was, wenn du diese Träne nicht für mich vergossen hast, sondern für dich selbst? Was, wenn sie ein Zeichen war, dass du dich schon längst von mir verabschiedet hattest, während ich noch versuchte, uns zu retten?
Der Zug fährt weiter, unaufhaltsam, und ich mit ihm. Die Stunden vergehen, und ich spüre, wie die Hoffnung in mir langsam erlischt. Doch dann denke ich an deine Worte, an die Art, wie du „Ich hab dich lieb“ sagtest, als wärst du dir nicht sicher, ob ich es wirklich glauben würde. Und ich weiß, dass ich es nicht aufgeben kann. Nicht jetzt. Nicht nach allem, was wir durchgemacht haben.
Plötzlich wird es dunkel um mich herum. Der Zug ist in einen Tunnel eingefahren, und die Welt draußen verschwindet vollständig. Die Dunkelheit umhüllt mich wie ein Mantel, und ich spüre, wie eine einsame Träne meine Wange hinabrollt. In diesem Moment denke ich wieder an deine Träne, an den Schmerz in deinem Blick. War sie ein Abschied oder ein stummer Hilferuf?
Ich atme tief ein, der Geruch von Staub und Feuchtigkeit erfüllt meine Nase. Der Tunnel scheint endlos, und für einen Moment fürchte ich, dass der Zug hier drin stehen bleiben wird, dass ich für immer in dieser Dunkelheit gefangen sein werde. Doch dann sehe ich ein schwaches Licht am Ende des Tunnels, und mein Herz macht einen Sprung. Es ist ein Zeichen, ein Funke Hoffnung, der mich daran erinnert, dass es immer einen Ausweg gibt, wenn man nur bereit ist, ihn zu suchen.
Der Zug fährt aus dem Tunnel, und das Licht der Sterne erhellt wieder die Landschaft. Doch die Dunkelheit in mir bleibt. Ich starre aus dem Fenster, doch diesmal sehe ich nicht die Landschaft, sondern dein Gesicht. Dein Lächeln, deine Augen, deine Lippen – sie sind überall, und doch sind sie so fern. Ich schließe die Augen und versuche, deine Stimme zu hören, aber alles, was ich höre, ist das Rattern der Räder und das Pochen meines eigenen Herzens.
Der Zug verlangsamt sich, als er sich einem verlassenen Bahnhof nähert. Die Tür öffnet sich mit einem leisen Zischen, und ich stehe auf, zögere einen Moment, bevor ich aussteige. Die Kälte der Nacht umhüllt mich wie eine alte Bekannte, und ich atme tief ein, als könnte die Luft mir Klarheit bringen. Der Geruch von nassem Holz und Erde steigt mir in die Nase, und für einen Moment fühle ich mich lebendig, trotz allem.
Ich blicke zurück auf den Zug, der bereits wieder in Bewegung ist, mich allein zurücklassend. Die Lichter des Waggons verschwinden langsam in der Ferne, und ich bin mir nicht sicher, ob ich das Richtige getan habe. Aber dann höre ich deine Stimme in meinem Kopf: „Oh Maria, ich hab dich lieb, ich hab dich lieb, bitte glaube mir.“ Die Worte hallen in mir wider, ein Echo der Verzweiflung und der Liebe, die ich für dich empfinde.
Ich drehe mich um und rufe in die Richtung des Zuges, meine Stimme trägt die Kälte der Nacht und die Wärme meines Herzens: „Maria, ich schwöre, was auch immer mit der anderen war, es ist vorbei! Komm zurück zu mir!“ Doch der Zug ist bereits in der Ferne verschwunden, und meine Worte verhallen ungehört. Die Stille der Nacht umgibt mich, unterbrochen nur vom leisen Rauschen des Windes, der durch die Bäume fährt.
Ich stehe allein auf dem verlassenen Bahnhof, die Kälte dringt durch meine Kleidung, doch sie ist nichts im Vergleich zur Kälte in meiner Seele. Der Bahnhof ist ein Ort der Vergessenheit, die Schienen überzogen mit einer dünnen Schicht Rost, die Bänke zerfallen und von Moos bedeckt. Es ist ein Ort, an dem die Zeit stehen geblieben scheint, genau wie meine Gefühle für dich.
Der erste Schimmer der Morgendämmerung erscheint am Horizont, ein zartes Rosa, das die Dunkelheit vertreibt. Es ist ein Zeichen, ein neuer Anfang, und ich weiß, was ich tun muss. Unsere Liebe ist es wert, gerettet zu werden, und ich werde nicht aufgeben, nicht jetzt, nicht nach allem, was wir durchgemacht haben.
Ich werfe einen letzten Blick auf den verlassenen Bahnhof, auf die Schienen, die sich in der Ferne verlieren. Dann drehe ich mich um und mache mich auf den Weg zurück, in der Hoffnung, dass es nicht zu spät ist und dass deine Träne, die ich gesehen habe, mir den Weg zurück zu dir weist.
Der Weg ist lang und beschwerlich, die Kälte beißt in meine Haut, und der Wind peitscht mir den Staub ins Gesicht. Doch ich gehe weiter, einen Fuß vor den anderen setzend, getrieben von der Hoffnung, dich wiederzufinden. Die Landschaft um mich herum verändert sich langsam, die Dunkelheit weicht einem sanften Grau, und die ersten Vögel beginnen zu zwitschern. Es ist ein neues Licht, ein neues Kapitel, und ich bin bereit, es zu beginnen.
Nach Stunden des Gehens erreiche ich endlich die Stadt, in der du lebst. Die Straßen sind noch leer, die Läden geschlossen, aber ich spüre, dass das Leben hier bald erwachen wird. Ich gehe zu deinem Haus, meine Schritte werden langsamer, je näher ich komme. Vor deiner Tür bleibe ich stehen, meine Hand zögert einen Moment, bevor ich klopfe.
Die Tür öffnet sich, und da stehst du, deine Augen groß vor Überraschung. „Maria“, flüstere ich, meine Stimme bricht fast, „ich muss dir etwas sagen.“ Du siehst mich an, dein Blick ist unaussprechlich, eine Mischung aus Schmerz, Hoffnung und Zweifel. „Ich liebe dich“, sage ich, die Worte kommen aus dem Tiefsten meines Herzens, „und ich werde alles tun, um dein Vertrauen zurückzugewinnen. Bitte gib mir noch eine Chance.“
Du stehst da, regungslos, und für einen Moment fürchte ich, dass es zu spät ist. Doch dann sehe ich, wie sich deine Lippen zu einem zarten Lächeln heben, und deine Augen füllen sich mit Tränen. „Ich habe dich auch lieb“, sagst du leise, und in diesem Moment weiß ich, dass alles gut werden wird.
Wir umarmen uns, und ich spüre, wie die Kälte in meiner Seele schmilzt, ersetzt durch die Wärme deiner Berührung. Die Welt um uns herum scheint stillzustehen, und für diesen Moment gibt es nichts anderes als uns. „Komm mit mir“, sage ich, „lass uns einen neuen Anfang wagen.“ Du nickst, und wir gehen gemeinsam fort, bereit, die Vergangenheit hinter uns zu lassen und eine neue Zukunft zu erschaffen.
Der Zug, der mich ins Nichts führen sollte, ist vergessen. Denn ich habe dich gefunden, Maria, und das ist alles, was zählt. Oh Maria, ich hab dich lieb, ich hab dich lieb, und ich werde alles tun, um dich glücklich zu machen. Denn auch wenn der Zug mich fortgetragen hat, meine Liebe zu dir bleibt – für immer.
Ende.