Die Sonne stand tief am Horizont und malte den endlosen Himmel in goldenen und purpurnen Tönen. Der staubige Wind wirbelte die kleinen, trockenen Sandkörner über die verlassenen Straßen der Stadt. In der Ferne klapperte das Holz eines verlassenen Schuppens, und das Heulen eines Coyoten hallte durch die weite, karge Prärie.
Der Name der Stadt war Silver Ridge, doch der Glanz war längst verblasst. Die goldenen Venen, die sie einst reich gemacht hatten, waren versiegt. Jetzt war sie nur noch ein Schatten ihrer selbst – ein Paradies für Gesetzlose und gescheiterte Träumer.
Ein Mann ritt in die Stadt. Auf dem Rücken seines Pferdes saß ein einzelner Reiter, der sich kaum von der Umgebung abhob. Er trug einen abgenutzten Hut, eine braune Ledermütze, die seine Augen verdeckte, und ein abgewetztes, rotes Halstuch, das im Wind wehte. Die Sporen an seinen Stiefeln klirrten leise, als er die Zügel seines Pferdes zog. Der Mann hieß Jack Turner.
Er hatte nie viel gesprochen, und wenn er es tat, war es immer kurz und präzise. Die Menschen in Silver Ridge wussten, dass er der gefährlichste Mann im Westen war. Er hatte sein Leben mit der Hand an einem Colt verbracht und war der Mann, den man rief, wenn jemand verschwinden sollte – auf die eine oder andere Weise.
Er ritt die staubige Straße entlang, sein Blick fest auf das alte Saloon-Schild gerichtet. Die meisten Lichter im Gebäude waren aus, doch die wenigen Gestalten, die noch dort saßen, beobachteten ihn mit Argusaugen. Jack stieg ab und band das Pferd an einem der rostigen Pfosten fest. Der Schall der harten Hufe hallte in der Stille der Stadt wider, als er die knarrende Tür des Saloons öffnete.
„Du bist spät“, sagte eine Stimme, als Jack den Raum betrat. Es war eine tiefe, grimmige Stimme, die fast schon zu dem schweren Klang der Tür passte.
Am Tresen saß ein Mann, dessen Gesicht von Narben gezeichnet war, als ob das Leben ihm mehr als einmal ins Gesicht geschlagen hatte. Es war Sheriff Billy Calhoun, der Mann, der vor Jahren die Stadt in den Griff bekommen hatte – oder das, was davon übrig war.
„Ich hatte noch was zu erledigen“, antwortete Jack ruhig und nahm Platz.
Calhoun drehte sich langsam um und lehnte sich gegen die Bar. „Weißt du, warum du hier bist, Turner?“
„Ich nehme an, du hast es mir nicht zum Spaß gesagt“, erwiderte Jack und ließ seine Hand unauffällig nahe an den Revolver an seiner Hüfte gleiten.
Der Sheriff lachte trocken. „Du hast den letzten Mann auf deiner Liste erledigt, aber ich war nie wirklich ein Freund von dir. Du hast die Stadt in Unruhe versetzt. Ich schätze, es wird Zeit, dass du deinem Ende entgegentrittst.“
Die beiden Männer starrten sich an. Der Raum schien für einen Moment stillzustehen. Nur das Geräusch von eisgekühltem Whiskey, der in ein Glas gegossen wurde, unterbrach die Stille.
„Du bist zu spät, Sheriff“, sagte Jack schließlich. „Denn das hier endet nicht mit einem Schuss. Es endet mit einem Versprechen, das ich dir gebe: Du wirst niemals wissen, wie du gefallen bist.“
Sheriff Calhoun zog seinen Colt, schneller als der Wind. Doch Jack war schneller. In einer Bewegung, die so blitzschnell war, dass die Zuschauer es kaum sehen konnten, zog er seinen Revolver und schickte eine Kugel direkt in das Herz des Sheriffs.
Der Mann brach zusammen, der leere Blick seiner Augen verlor sich in der Dunkelheit des Saloons. Jack legte seinen Revolver zurück in das Holster, drehte sich um und verließ den Raum, als wäre nichts geschehen. Die Tür schwang leise hinter ihm zu.
Draußen erwartete ihn der kalte Wind der Prärie. Er blickte in den Sonnenuntergang, der langsam hinter den Hügeln verschwand.
In Silver Ridge war der Staub nach wie vor der König, und Jack Turner war der, der ihn beherrschte.