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Nebel über Eichenbrunn

Der Herbstnebel lag wie ein schwerer Vorhang über dem kleinen Dorf Eichenbrunn. Anna zog den Mantel enger um sich, als sie den schmalen Pfad zum alten Herrenhaus hinaufging. Niemand aus dem Dorf wagte sich nach Einbruch der Dunkelheit hierher – niemand außer ihr.

Vor drei Nächten hatte sie im Traum eine Stimme gehört, kaum mehr als ein Flüstern: „Finde mich, bevor der Mond schwindet.“ Seitdem ließ es ihr keine Ruhe.

Das Herrenhaus ragte wie ein gestrandetes Schiff aus der Dämmerung. Fenster wie leere Augenhöhlen, die knarrende Tür gab nach einem leichten Druck nach. Staub wirbelte im Schein ihrer Laterne.

Im großen Salon flackerte plötzlich eine Kerze auf, obwohl Anna sie nicht entzündet hatte. Ein kalter Hauch strich über ihren Nacken. Dann ertönte ein leises Klopfen – dreimal, ganz sacht.

„Wer ist da?“, rief sie.

Keine Antwort. Nur das langsame Tropfen von Wasser irgendwo in der Tiefe. Sie folgte dem Geräusch, bis sie vor einer halb geöffneten Kellertür stand. Dahinter: ein schmaler Raum, dessen Wände mit verblassten Porträts bedeckt waren.

Eines davon – ein Frauenbild, das ihr selbst zum Verwechseln ähnlich sah – begann sich langsam zu verändern. Die Augen der gemalten Frau bewegten sich und blickten Anna direkt an.

„Du hast mich gefunden“, flüsterte die Stimme aus ihrem Traum, nun klar und deutlich. „Doch nun kennst du auch den Preis.“

Die Kerze erlosch. Pechschwarze Finsternis.

Am nächsten Morgen fand man das Herrenhaus leer. Nur das Porträt an der Kellerwand war anders: Die gemalte Frau trug jetzt Annas Gesicht – und lächelte.

Die Stille im Keller war kein gewöhnliches Schweigen. Sie drückte wie ein Gewicht auf Annas Ohren, so dass selbst ihr eigener Atem fremd klang. Vorsichtig tastete sie sich zurück zur Treppe, doch ihre Fingerspitzen berührten keine Stufen – nur kaltes, glattes Mauerwerk.

„Das ist nicht mehr das Haus, das du betreten hast“, flüsterte die Stimme erneut, diesmal aus vielen Richtungen zugleich.

Anna wirbelte herum. Das Porträt – ihr Porträt – schimmerte schwach, als käme das Licht aus dem Inneren der Farbe. Und plötzlich löste sich die gemalte Hand von der Leinwand. Sie griff nach ihr.

Ein Schrei blieb ihr im Hals stecken, als die kalten Finger ihre Haut berührten. Statt Schmerz spürte sie ein seltsames Ziehen, als würde jemand ihre Erinnerung wie ein Faden herausziehen. Bilder blitzten auf: Kindheitstage, ihr erstes Fahrrad, das Lachen ihrer Mutter – und verblassten zu grauen Schatten.

„Du bist die Nächste, die wacht“, sagte die Stimme, jetzt klar und fast zärtlich. „Jedes Gesicht braucht eine Hüterin.“

Anna riss sich los, stolperte zurück – und stand plötzlich im Dorfplatz von Eichenbrunn. Morgengrauen. Glockenläuten. Kein Nebel, kein Herrenhaus hinter ihr.

Verwirrt drehte sie sich um: Dort, wo das alte Anwesen gestanden hatte, lag nur eine leere Wiese, mit Reif überzogen.

Eine Frau kam auf sie zu, die Anna vage bekannt vorkam. „Alles in Ordnung?“, fragte sie sanft.

Anna wollte antworten, doch ihre Stimme klang fremd, brüchig. Die Frau runzelte die Stirn. „Entschuldigen Sie – Sie sehen aus wie…“ Sie hielt inne, erschrocken.

Anna folgte ihrem Blick. Im Schaufenster des kleinen Ladens spiegelte sich ihr Gesicht. Doch es war nicht mehr ganz ihr eigenes. Die Augen blickten ein wenig zu lange zurück – und in den Winkeln ihres Mundes lag ein Lächeln, das sie selbst nicht gespürt hatte.

Das Lächeln in der Scheibe blieb, auch als Anna sich hastig abwandte. Es war, als hätte sich etwas von ihr gelöst und gleichzeitig festgesetzt – ein zweites Ich, das hinter dem Glas ausharrte.

Sie taumelte zurück, bis ihre Schulter gegen die kalte Mauer des Ladens stieß. „Was… was ist mit mir passiert?“

Die Frau, die sie angesprochen hatte, trat vorsichtig näher. „Sie erinnern mich an meine Großmutter,“ flüsterte sie. „Sie verschwand hier vor vielen Jahren. Man erzählte sich, sie sei im alten Herrenhaus verloren gegangen.“

„Aber…“ Anna blickte auf die leere, reifbedeckte Wiese. „Da ist kein Haus.“

Die Frau senkte den Blick. „Es gibt es nur, wenn es jemanden sucht.“

Ein Windstoß wirbelte über den Platz und trug einen schwachen Klang heran – ein Summen, kaum mehr als ein Atemzug. Anna erkannte die Melodie sofort: Es war das Wiegenlied, das ihre Mutter ihr einst vorgesungen hatte.

Der Reif auf der Wiese glitzerte plötzlich wie Glas. Darin spiegelten sich unzählige Gesichter, blass und regungslos. Einige waren alt, andere jung – und mitten unter ihnen ihr eigenes, das sie eben noch im Schaufenster gesehen hatte.

„Die Hüter warten,“ flüsterte die Stimme aus dem Traum, jetzt wie ein Chor. „Und du bist schon fast bei uns.“

Anna stolperte einen Schritt zurück, doch ihre Füße sanken in den gefrorenen Boden wie in weichen Schlamm. Eisige Kälte kroch ihr an den Beinen empor.

Sie schrie auf, griff nach der Hand der fremden Frau – doch diese löste sich wie Nebel.

Nur die Stimmen blieben. Ein leises, unaufhaltsames Flüstern:
„Jede Hüterin war einst eine Suchende. Willkommen, Anna.“

Dann verstummte alles.

zusätliche Information vom Autor: Geschichts-Idee und Autor: Dirk H (c) 15.09.2025
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